HOMMAGE AN ICKING
11. Mai – 23. Juni 2023
Rathausgalerie, Icking
Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2023:
Vernissage der Ausstellung HOMMAGE AN ICKING, aus der Eröffnungsrede der 2. Bürgermeisterin Frau Claudia Roederstein
… Wir freuen uns sehr auf die zu eröffnende Ausstellung von Reinhild Stötzel, ihre mittlerweile 3. hier bei uns im Rathaus mit dem Titel „Hommage an Icking“.
Was erwartet Sie und uns am heutigen Abend?
Wir haben ja eine lange Zeit hinter uns, in der Grau und Braun und viel Dunkelheit über Wochen dominiert haben, gemischt nur ab und zu mal mit ganz wenig Weiß in Flockenform.
Wir haben eine lange Zeit auch des gefühlten grau-und-braun hinter uns, wir haben eine Zeit des Verzichts auf ausgelassenes Beisammensein und eine Zeit der Sorgen um Gesundheit, um den Krieg und seine Folgen (zumindest etwas) hinter uns.
Dementsprechend sind wir in diesem Frühling sehr bereit jeden zarten Hauch einer richtigen Farbe, jeden Hauch von Leben und Unbeschwertheit aufzusaugen, wir sind dankbarer als sonst jeden Duft der wieder erwachenden Natur zu inhalieren und zu speichern.
Entsprechend unserem Bedürfnis kredenzt uns Frau Stötzel nicht nur einen Hauch von Farbe – nein, sie präsentiert ein kleines Farbgewitter über drei Stockwerke.
Dieser Farbrausch wirkt auch vor unseren Wänden im Treppenhaus ganz wunderbar, ja das Wandrot intensiviert die Farblichkeit der Bilder. …
Die Wucht der Farbe, diese Lust an Farben, diese Kunst Farben zu komponieren, zu variieren, sie verlaufen zu lassen in Harmonie und Schattierungen, sie aber auch in Gegensatz und damit in Spannung zu bringen, die Farben in Brechungen und Geometrie spielen zu lassen und uns schließlich noch buntes, sattes Obst und Gemüse anzubieten – in all diesen Ausprägungen ist darin auch das intensive Farb- Licht- und Stimmungsspiel in und um Icking zu allen Jahreszeiten deutlich erkennbar. …
Aus der Einführung von R. Stötzel in die Ausstellung HOMMAGE AN ICKING
(meine Geschichte mit Icking beginnt mit meiner ersten öffentlichen Ausstellung 2010)
…2020 dann ein heftiger Einbruch! Eine Ausstellung in Berlin, schon vorbereitet und angekündigt, wurde abgesagt: CORONA hatte zugeschlagen! Und wer konnte damals schon ahnen, dass die Pandemie drei Jahre dauern und jegliche künstlerische Expansion ausbremsen würde.
Zurückgezogen in meinen Dorfener Arbeitsräumen konzentrierte ich mich immer mehr auf Phänomene der Farbwahrnehmung. Schon im Studium an der Akademie hatte mich das interessiert. Es ging in die experimentelle Richtung: Formal sehr einfach angelegt, (meist Quadrate oder Streifen), entwickelte ich Serien von abstrakten Ölbildern. Im I. und II. Stock begegnen Sie einigen Werken dieser Art. Man braucht etwas Muße, um die ambivalenten Wirkungen von Farbkontrasten und Farbverläufen wahrzunehmen. Nicht unwichtig sind dabei auch verschiedene Techniken des Farbauftrags. (Feine Spachtel, Ziehklingen, Pinseltechniken…) siehe Seite MALEREI
Zurzeit ist es eine Venedig-Erfahrung vom vergangenen Jahr, die ihre Spuren hinterlässt: AQUA ALTA, (Bild), weltweit steigender Meeresspiegel – nicht nur Venedig ist stark bedroht. Es sind die nutzbar gemachten und die zerstörerischen Kräfte des Wassers – der Kulturwille des Menschen und gleichzeitig das rücksichtslose Handeln ganzer Gesellschaften – diese Widersprüche können Sie in meiner AQUA ALTA SERIE entdecken, Bilder, die nur aus 9 Streifen bestehen.
Ganz ohne Problematik können dagegen die Küchenbilder betrachtet werden: Gemüse aus dem fruchtigen Rathausladen; vor dem Verzehr erfüllt es noch einen weiteren nützlichen Zweck: Teil einer gemalten Komposition zu werden. (Bilder zur Auswahl: Komposition G 1-5)
Normalerweise ist es das Bestreben eines Künstlers, immer wieder etwas Neues hervorzubringen und zu veröffentlichen. Bei dieser Ausstellung habe ich vor allem eine HOMMAGE AN ICKING im Sinn gehabt.
Icking 2012 – erste Ausstellung in der Rathausgalerie, (den Flyer sehen Sie hier) – und Icking 2023: Der gleiche Ort kann nicht mehr in der gleichen Weise dargestellt werden! Das hat seine Gründe:
Viele Schichten und Ebenen einerseits aus menschlichen Beziehungen, andererseits aus Politik und Weltgeschichte haben sich hineingeschoben, wollen mitgedacht, mitgesehen werden – so nehme ich es heute wahr. Und wer weiß, ob nicht unser Land bald durch Photovoltaik-Elemente ein ganz anderes Aussehen bekommen muss…
Um die erwähnten früheren Landschaften zeigen zu können, (und etwas erschwinglicher zu machen), habe ich davon Leinwandprints bestellt – täuschend echte Nachdrucke von gemalten Bildern auf Leinwand oder, bei Aquarellen, auf Büttenpapier. Es gibt dafür eigene Firmen und die Qualität wird immer besser. In den USA, so erzählt mein Bruder, der dort lebt, ist das die übliche Art und Weise, Kunst zu erwerben.